Ernster als Liebe

Anfang der 60er Jahre werben ein Literaturprofessor und ein begabter, vielseitig interessierter vierzehnjähriger Schüler um die Liebe einer attraktiven jungen Lehrerin. Die junge Frau fühlt sich zwar stark zu dem exzentrischen Professor hingezogen, Ernster als Liebe lässt sich aber auf eine Liebesbeziehung wegen des großen Altersunterschieds nur halbherzig ein. Ihren Schüler liebt sie nicht, bewundert aber sein frühes schriftstellerisches Talent und fördert ihn auf jede Weise. Der Junge, der spätere Ich-Erzähler, missversteht dies als Liebe und versucht mit allen Mitteln, die Zuneigung seiner Lehrerin zu gewinnen, ja ihre Liebe zu erzwingen. Obgleich diese Konstellation zunächst zu durchaus tragikomischen Eifersuchtsszenen und anderen eher harmlos erscheinenden Komplikationen führt, endet alles letztlich mit einer unerwarteten, aber für den Leser durchaus nachvollziehbaren Katastrophe. Vierzig Jahre später erinnert sich der Erzähler (der wohl nicht ganz zufällig im gleichen Jahr geboren wurde wie der Autor) an die Jahre seiner Jugend, an seine Liebe und seine Schuld und all die tragischen Umstände, die ihn "aus dem Land der Kindheit vertrieben" (S. 376) und sein Leben so entscheidend geprägt haben. - Wann kommt einem schon ein Roman unter, den man vorbehaltlos empfehlen kann? Bei dem Roman dieses in Australien sehr bekannten Autors ist das der Fall: Er überzeugt in jeder Hinsicht, ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, vielschichtig, raffiniert komponiert, ergreifend, philosophisch und dabei voller (Wort-)Witz und sprühend vor Phantasie und Kreativität. (Übers.: Susanne Costa)

Helmer Passon

Helmer Passon

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ernster als Liebe

Ernster als Liebe

Peter Goldsworthy
Deuticke (2011)

379 S.
fest geb.

MedienNr.: 344109
ISBN 978-3-552-06154-5
9783552061545
ca. 21,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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