Viktor hilft

In dem hochaktuellen, zum Teil autobiografischen Zeitroman erzählt Viktor, Sohn russischstämmiger Juden, der als freiwilliger Flüchtlingshelfer in Freilassing am deutsch-österreichischen Grenzübergang arbeitet, von seiner emotional und körperlich Viktor hilft belastenden Tätigkeit. Ganz authentisch und äußerst detailliert berichtet er vom Schicksal der vielen Hunderten von Flüchtlingen, die seit 2015 täglich die Grenze von Österreich kommend überschreiten. Zur gleichen Zeit erhält er von Gudrun, einer ehemaligen flüchtigen Geliebten, die Information, dass sie eine gemeinsame Tochter hätten, um die er sich kümmern müsse, weil sie sich in den Fängen von Neonazis befinde. Obwohl er weiß, dass es sich nicht um seine Tochter handeln kann, weil er seit einer Mumpserkrankung unfruchtbar ist, macht er sich von Neugier und einem diffusen Verantwortungsbewusstsein getrieben, auf den Weg nach Gigricht, einer fiktiven Stadt in den neuen Bundesländern. Dort trifft er Lisa, seine vermeintliche Tochter im Milieu einer rechtsradikalen Familie. Es kommt zu einer Reihe von hässlichen Auseinandersetzungen, die in einer rechtsradikalen Demo und dem Niederbrennen eines Asylbewerberheimes kulminieren. Lisa verlässt mit ihrem vermeintlichen Vater die Familie, obwohl ihr Victor in letzter Sekunde offenbart, dass er nicht ihr leiblicher Vater sein kann. Auf diese Weise erfüllt sich für Victor der lang gehegte heimliche Wunsch nach einem eigenen Kind. Abgesehen von dem interessanten persönlichen Schicksal des Protagonisten besticht der Roman vor allem auch durch seine Aktualität sowohl in Bezug auf den konfrontativen Austausch der Argumente von sog. "Gutmenschen" und Gegnern der Merklschen Asylpolitik als auch durch die hautnahe Schilderung des tausendfachen Flüchtlingselends. Sehr lesenswert!

Viktor hilft

Viktor hilft

Vladimir Vertlib
Deuticke (2018)

286 S.
fest geb.

MedienNr.: 595427
ISBN 978-3-552-06383-9
9783552063839
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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