Eine Klasse für sich
Damian hat es gut: Der adelige Brite residiert mit viel Luxus in einem Prachthaus in Cambridge. Doch der alternde Adelige hat Sorgen: Er ist todkrank, und vor dem Sterben möchte er dringend erfahren, ob er nicht doch einen Erben in die Welt gesetzt
hat. Denn ein anonymes Schreiben vor über 20 Jahren ließ diese Vermutung in ihm wachsen. So beauftragt er den Erzähler des Romans, einmal in seiner Vergangenheit zu recherchieren, bei seinen ehemaligen Geliebten. Möglichst diskret natürlich, denn alle gehören zu den besten Kreisen. So reist das Erzähler-Ich in eine vergangene Welt, die durch die großen Umbrüche der Gegenwart längst nicht mehr existiert, eine Welt, die aber ihren ganz eigenen Reiz hatte und den Edel-Detektiv fasziniert. - Der Roman des renommierten und mehrfach preisgekrönten Autors (Oscar für das Drehbuch zu "Gosford Park", 2009) ist ebenso spannend wie hintersinnig, humorvoll wie melancholisch. Und er erlaubt tiefe Einblicke in eine Zeit, die sich selbst überlebt hat; eine Zeit, die der Autor farbig und treffsicher beschrieben vor dem Auge des Lesers auferstehen lässt. Da schreibt einer, der es kann und es auch weiß. Schöne Literatur, ganz unspektakulär, aber ergötzlich zu lesen. Unter vielem Mittelmäßigem, was man auf den Tischen der Buchhandlungen findet, sicher auch "Eine Klasse für sich". Für alle Bestände zu empfehlen. (Übers.: Maria Andreas)
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Eine Klasse für sich
Julian Fellowes
C. Bertelsmann (2011)
478 S.
fest geb.