Benedikt XVI.
Der umfangreiche Band ist keineswegs eine Biographie Josef Ratzingers, wie der Titel vermuten lässt. Vielmehr beschränkt sich der Autor im Wesentlichen auf die wenigen Jahre seit der Wahl Ratzingers zum Papst im Jahre 2005. Er versucht die Besonderheiten dieses Papstes vor allem gegenüber denen seines Vorgängers deutlich zu machen, zum Beispiel sein bescheidenes Auftreten, seine Schüchternheit und besonders seine Liebe zur Wissenschaft. Englisch erzählt von den Reisen, bei denen er den Heiligen Vater begleitete, von deren Erfolgen oder auch Misserfolgen und aufgetretenen Schwierigkeiten. Immer wieder stellt er Vergleiche mit Johannes Paul II. an, den er als Jahrtausend-Papst zu bezeichnen nicht müde wird. Das schwierige Verhältnis Benedikts zum Staatssekretariat, das ihn bei wichtigen Entscheidungen übergehe und an nicht wenigen unglücklichen Entscheidungen schuld sei, wie Englisch behauptet, wird wiederholt angesprochen. Echte oder vermeintliche Skandale wie der Fall Williamson, die Regensburger Rede oder das für viele enttäuschende ökumenische Treffen in Erfurt werden eingehend behandelt. Der Autor spricht auch von der Verletzlichkeit und Einsamkeit dieses Papstes. Sein Fazit: Nach fünf Regierungsjahren sei Benedikt XVI. bei sich selbst und seiner Rolle angekommen. Der Autor erzählt auch viel von sich und seiner Arbeit. - Wer sich auf die 700 Seiten über gut fünf Jahre des Pontifikats einlassen will, erfährt viel, nicht nur über unseren derzeitigen Papst, sondern auch über das Innenleben der katholischen Kirche.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Benedikt XVI.
Andreas Englisch
C. Bertelsmann (2011)
717, [16] S. : Ill. (farb.)
fest geb.