Wir lassen sie verhungern

Der Soziologe, UN-Sonderbeauftragte für das Recht auf Nahrung und Globalisierungskritiker Jean Ziegler bezeichnet den Hungertod mehrerer zehn Millionen Menschen pro Jahr, obwohl nach Auffassung von Fachleuten die Ressourcen der Erde für zwölf Milliarden Wir lassen sie verhungern Bewohner ausreichten, als "Skandal unseres Jahrhunderts". Ziegler berichtet von seinen Begegnungen mit Opfern von Unter- und Mangelernährung in den Ländern des Südens. Als Hauptschuldige benennt er die multinationalen Agrarkonzerne, deren Macht bereits größer sei als die souveräner Staaten. Einrichtungen wie der Internationale Währungsfonds und die Weltbank forcierten derweil die Ausbreitung neoliberaler Politikansätze zuungunsten lokaler Kleinproduzenten. Gleichzeitig lieferten sich diverse Einrichtungen der UNO einen unwürdigen Dauerstreit über die Herstellung der Ernährungssicherheit. Jean Ziegler wird von seiner Empörung über die Missstände angetrieben. Das macht ihn politisch angreifbar, besonders wenn er harte, polemische Formulierungen verwendet. Auf diese Weise erhält sein Text aber auch einen authentischen, kraftvollen Sound und lässt ihn als Gewissen der Weltgemeinschaft erscheinen. Die von Ziegler skizzierten Auswege aus der Situation klingen radikal, weil sie die Dominanz des freien, ungehemmten Marktes in Frage stellen. - Eine anregende Lektüre, hinter der eine "echte", tief empfundene Haltung steckt.

Thomas Völkner

Thomas Völkner

rezensiert für den Borromäusverein.

Wir lassen sie verhungern

Wir lassen sie verhungern

Jean Ziegler
C. Bertelsmann (2012)

319 S. : graph. Darst.
fest geb.

MedienNr.: 366016
ISBN 978-3-570-10126-1
9783570101261
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So
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