Das Lied der Natur
"Romantische Fantasien" lautet der Zusatz zum Hauptsachtitel dieses Werkes und so ist es wohl auch gemeint. Nach einer anstrengenden Konzertprobe zu Brahms zweitem Klavierkonzert findet die Autorin in einem dunklen Antiquitätengeschäft in Hamburg ein Manuskript, das Brahms unter dem Pseudonym Karl Würth geschrieben hat. Es wird begleitet von phantastischen Zeichnungen des Künstlers Max Klinger. In dem Werk geht es um einen mysteriösen Aufenthalt in der Natur, möglicherweise in Rügen, was die Autorin zu verifizieren versucht. Doch das besagte Antiquitätengeschäft steht seit Jahren leer. Ist also alles reine Fiktion? Vieles vom Inhalt ist wahr: Es gibt Max Klingers Zeichnungen mit dem Titel "Brahmsphantasien", Brahms war ein leidenschaftlicher Spaziergänger, ein Einzelgänger, der Natur sehr verbunden. So scheint es, dass Grimaud mit dem Schreiben des Buches andere Ziele verfolgte: Zum einen wohl ein tieferes Verständnis von dem äußerst schwer zu spielenden zweiten Klavierkonzert und zum anderen ein Plädoyer zu liefern für einen verstärkten Schutz der Natur, der Tiere und Pflanzen. So sagt sie denn auch, dass sie "mit Leib und Seele für die Natur kämpfen" will. Das doppelbödige Werk ist ein interessantes Beispiel für die Auseinandersetzung einer Pianistin mit einem zu spielenden Werk. Für Musikliebhaber.
Annelies Mücke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Lied der Natur
Hélène Grimaud
C. Bertelsmann (2014)
223 S.
fest geb.