Das Mädchen mit dem Löwenherz
Die Waise Anna behält jede gelesene Seite sofort im Gedächtnis. Durch diese Gabe wird sie zum Instrument von Unterstützern der reformatorischen Bewegung und macht sich zugleich mächtige Feinde. Auf ihrer Reise ist Anna mehrmals dem Tod näher als dem Leben und muss Gräueltaten miterleben. Auf die Hilfe einiger weniger getreuer Wegbegleiter kann sie sich verlassen. Annas Geschichte ist in Briefen erzählt, die das Mädchen an Martin Luther schreibt. Die Sprache ist etwas altertümlich, aber gut verständlich. Die Atmosphäre wirkt beklemmend. Beschreibungen von sexuellen Übergriffen und anderen Brutalitäten können entsetzen - für sensible Leser eher nicht geeignet. In der Mitte passiert wenig Neues und die Spannung verliert sich. Das offene Ende enttäuscht. Eine aufwühlende Lektüre, durch die der Leser einiges zu den Verhältnissen zur Zeit der Reformation lernen kann.
Nicole Schuster
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Mädchen mit dem Löwenherz
Jürgen Seidel
cbj (2017)
382 S.
fest geb.