Vom Gladiator zur Hure
Wissenschaftliche Darstellungen gerade im deutschsprachigen Bereich kranken oft daran, dass ihnen die Eingängigkeit und Verständlichkeit populärer Formate fehlt. Alberto Angela zählt jedoch unzweifelhaft zu den Vertretern populärer Geschichtsdarstellungen, was sich schon auf den ersten Blick im Titel des Buches manifestiert. Eine Münze, genauer ein Sesterz, spielt die Hauptrolle im Erzählstrang von Angelas Darstellung. Nachgezeichnet wird ihr fiktiver Weg durch das Römische Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung unter Kaiser Trajan; dabei gelangt er in die Hände höchst unterschiedlicher Menschen. Dieser Kunstkniff des versierten Autors, der bereits durch den Titel "Ein Tag im Alten Rom" (in BP/mp nicht bespr.) auf sich aufmerksam gemacht hat, erlaubt es, ausgesprochen heterogene Lebenswelten in den vielen verschiedenen Regionen des Weltreiches darzustellen. Wie in einem Kaleidoskop wird das Alltagsleben jener Zeit vor dem Leser ausgebreitet. Trotz des unangenehm reißerischen Titels handelt es sich um ein ansprechendes, flüssig geschriebenes Buch, das geeignet ist, römische Geschichte auch einem breiteren Publikum näher zu bringen.
Bernhard Lübbers
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Vom Gladiator zur Hure
Alberto Angela
Riemann (2012)
605 S. : Ill., Kt.
fest geb.