"Sie können aber gut Deutsch!"

In ihrem neuesten Buch setzt sich die anerkannte junge Romanautorin (vgl. zuletzt 'Lieber Mischa', BP/mp 12/372) mit russisch-jüdischen Wurzeln, die 1992 als 11-jähriges Mädchen nach Deutschland kam, aufgrund persönlicher Erfahrungen kritisch mit "Sie können aber gut Deutsch!" dem Umgang der deutschen Gesellschaft mit Zuwanderern auseinander. Ihre Kernaussagen lauten: Deutschland ist trotz einer zumeist verfehlten 'Integrationspolitik' längst eine bunte und vielfältige Gesellschaft geworden, in der Menschen vieler Herkunftsländer zumeist friedlich neben- und miteinander leben. Für den einzelnen Zuwanderer geht es nicht um Integration, Anpassung oder Assimilation, sondern um die individuell richtige Balance zwischen einer Verwurzelung im Herkunftsland und einer Offenheit gegenüber dem Leben in einer neuen Heimat, auch im Hinblick auf das Erlernen der dortigen Sprache. Die kulturelle Vielfalt verschiedener Ethnien ist eine Bereicherung und Urdeutsche, die in ihren neuen Mitbürgern vor allem Menschen sehen, werden diese auch nicht als Bedrohung empfinden. Gorelik geht mehrfach auf den Vorwurf ein, in dieser Sichtweise zu naiv zu sein. Insgesamt bietet sie einen positiven und sympathischen Ansatz, der Problemfälle des Miteinanders verschiedener Kulturen auf ein rechtes Maß reduziert und 'Integrationsdebatten', wie sie etwa durch Thilo Sarrazins unsägliche Thesen ausgelöst wurden, relativiert. Breit empfohlen.

Siegfried Schmidt

Siegfried Schmidt

rezensiert für den Borromäusverein.

"Sie können aber gut Deutsch!"

"Sie können aber gut Deutsch!"

Lena Gorelik
Pantheon (2012)

239 S.
kt.

MedienNr.: 360088
ISBN 978-3-570-55131-8
9783570551318
ca. 14,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So
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