Ein bisschen Glauben gibt es nicht
Der Autor - evangelisch getaufter Christ, Chefredakteur bei bild.de und Familienvater - schildert auf 220 Seiten seinen Weg von einem indifferenten zu einem sehr bewusst gelebten christlichen Glauben. Mit 36 Jahren entdeckt er stufenweise die heilsamen Seiten seines Glaubens. Zunächst steht dabei seine ganz persönliche Gottesbeziehung im Mittelpunkt, dann aber auch das Handeln für andere aus einem christlichen Geist heraus. Intime Details seiner persönlichen Einsichten belegen seine schrittweise Umkehr zu einem Gott, dem er sich in einem längeren Prozess nähert. - Die zahlreichen Bibelzitate können beim Lesen ebenso ermüden wie viele inhaltliche Wiederholungen; eine Straffung hätte die Lesbarkeit des Textes erhöht. Befremdlich wirken die Checklisten im Anhang des Buches, die eine unvollständige Liste der Gebote aus dem Neuen Testament darstellen. Nachvollziehbares steht hier neben Banalitäten und Fragwürdigem wie z.B.: "Ordne dich für Gott allen Institutionen unter, die in der Welt Macht ausüben" (S. 215). - Die Lektüre des Buches kann durchaus den eigenen Horizont erweitern, aber es besteht auch die Gefahr - da biblische Aspekte und Glaubensfragen z.T. verkürzt dargestellt werden -, dass sich klischeehafte und vereinfachende Glaubensüberzeugungen festsetzen. Ein differenziertes Verständnis religiöser Fragen wird dadurch nicht gefördert. Vielfach tritt ein (Wohl-)Gefühl an die Stelle eines reflektierten Glaubens. Nach der Lektüre bleibt der Eindruck eines Buchexperimentes, das ein angemessenes Verhältnis zwischen Originalität und Sachinformation nicht gefunden hat.
Lioba Speer
rezensiert für den Borromäusverein.
Ein bisschen Glauben gibt es nicht
Daniel Böcking
Gütersloher Verl.-Haus (2016)
223 S. : Ill.
fest geb.