Hitler besiegen
Der Autor, ein prominenter ehemaliger israelischer Politiker, erzählt in zwölf Kapiteln die Geschichte des Staates Israel, indem er persönliche Erinnerungen, prägende Erlebnisse, markante Wendepunkte, Überlegungen zum Wesen des
Zionismus und soziologische Analysen miteinander verknüpft, um daraus provozierende Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Thesen seines Buches lösten in Israel einen Sturm der Entrüstung aus, weil sie den zionistischen Mythos einer permanenten jüdischen Leidensgeschichte infrage stellen. Israel sei auf einem gefährlichen Irrweg: Es habe Muskeln entwickelt, aber keine Seele. Es habe einen starken Staat geschaffen, aber den Holocaust zu einem theologischen Pfeiler der jüdischen Identität gemacht und seine Opferrolle funktionalisiert. Es sei zunehmend imperialistisch, ja faschistisch geworden und habe so den Araberhass stabilisiert und das palästinensische Flüchtlingselend ignoriert. Der radikale jüdische Messianismus sei zu einem Sprengstoff geworden, der mit den Werten der Demokratie und des Humanismus unvereinbar sei. Die präzise Sprache und vor allem die Person des Autors machen den besonderen Gehalt dieses Werkes aus. Vor dem Hintergrund seiner Lebensgeschichte kann der Leser die Wandlung des Autors vom überzeugten Zionisten zum selbstkritischen Kritiker dieser Ideologie gut nachvollziehen. Für Interessierte mit Vorwissen eine spannende Lektüre. Für Politiker eine anregende Pflichtlektüre.

Heinrich Halm
rezensiert für den Borromäusverein.

Hitler besiegen
Avraham Burg
Campus-Verl. (2009)
280 S.
fest geb.
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