Wir wollen euch scheitern sehen!

Mein erster Eindruck dieses Buches war nicht besonders positiv: Ein reißerischer Titel, ein aggressiv gestaltetes Cover und ein Thema, zu dem es viele selbsternannte Experten gibt. Nach den Affären um Bundespräsident Wulff oder Bayern-Chef Uli Hoeneß stellt sich die Frage, wie eine durch Medien geprägte Gesellschaft mit vermeintlich kleineren oder größeren Fehltritten von "Stars und Sternchen" umgeht, ohne dass diese schon juristisch bewertet worden sind. Der Medienhype ist ja zumeist dann schon längst wieder abgeflacht, wenn die eigentliche sachliche Aufarbeitung ansteht. Unsere Gesellschaft hat sich dabei schon ein sehr rasches und hämisches Urteilen angewöhnt. Dies ist gefährlich und droht an den Grundfesten unseres Gemeinwesens zu rütteln. Vergessen wird der Grundsatz, dass es keine Vorverurteilung geben sollte und dass gerade zum christlichen Proprium neben der Sünde auch die Vergebung gehört. - Alexander Görlach benennt gesellschaftliche Fehlentwicklungen, die zusammen zu einem gefährlichen Cocktail für unsere Gesellschaft geworden sind. Der medial verstärkten Freude am Scheitern stellt er andere Sicht- und Verhaltensweisen gegenüber. So soll der Pranger abgebaut werden und wir sollten eher einen hohen Anspruch an uns selber haben und Milde gegenüber anderen walten lassen. - Insgesamt eine lesenswerte, nachdenklich machende und inspirierende Streitschrift, deren erster Eindruck revidiert wurde.