Der Kuss des Feindes
Um das Jahr 800 verschanzen sich die Christen Kappadokiens, einer Region der heutigen Türkei, bereits monatelang in ihren tief in die Felsen reichenden Städten, um sich vor den Angriffen der Araber zu verbergen. Eine schicksalhafte Begegnung aber lässt die Barriere des Hasses zumindest zwischen zwei Menschen zerbrechen, als Savina, eine junge Christin, bei einem heimlichen nächtlichen Ausflug auf Arif trifft, der sich auf einem Erkundungsritt für seinen Stamm befindet: Sie verlieben sich sofort ineinander. Doch weitere Treffen sind gefährlich, zumal für die beiden je andere Rollen in ihrem eigenen Volk vorgesehen sind. So wirbt ein Freund Savinas heftig um ihre Hand, gleichzeitig steht Arif unter dem ständigen Druck, seinen älteren gefallenen Bruder zu ersetzen und die Anführerschaft seiner Familie im Stamm zu sichern. Als er mit Savina beobachtet wird und aus seinem Volk fliehen muss, gilt es, Savina zu schützen, eine schreckliche Niederlage der Christen in ihrer Höhlenstadt zu verhindern und die Belagerung zu beenden, denn längst kann Arif die religiöse Rechtfertigung für den Krieg nicht mehr nachvollziehen. - In seinem ersten Jugendroman schafft der Autor vielleicht nicht nur historisch zu verstehende Figuren, die sich über unüberwindbar geglaubte religiöse Grenzen hinwegsetzen und trotz persönlicher Opfer ihren neuen Überzeugungen folgen. Nicht zu Unrecht spricht der Klappentext von einem "Plädoyer für Toleranz und Menschlichkeit", die trotz der existierenden Unterschiede möglich sind. Zu empfehlen.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Kuss des Feindes
Titus Müller
S. Fischer (2012)
Fischer-Schatzinsel
282 S. : Ill.
fest geb.
Auszeichnung: Religiöses Kinderbuch des Monats