Bohane - dunkle Stadt Bohane

Das einst große, kosmopolitische Bohane an der irischen Westküste ist im Jahr 2053 ein wilder, übler und mörderischer Ort. Es wird kaum noch produziert, nur Alkohol, Drogen und Prostituierte gibt es im Überfluss. Brutale Killer herrschen im Ort und die Clans und Gangs, die sich die Stadt aufgeteilt haben, sind gespalten. Das eigentliche Leben findet in den Slums und verwahrlosten Wohnblocks von Smoketown statt, wo seit jeher alles unter der Kontrolle von Logan Hartnett, dem Boss der Hartnett-Fancy-Gang, steht. Er residiert mit seiner Frau in einem Protzhaus am oberen Ende eines Steilhangs, von dessen Dachterrasse aus er sein Reich überblicken kann. Jetzt aber liegt Ärger in der Luft: Logans alter Rivale und Erzfeind Gant Broderick ist nach 25 Jahren in der Fremde zurückgekehrt in die Stadt und schürt Streit. - Der erste Roman des im irischen Limerick geborenen Kevin Barry ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Wegen seines stark mit Dialekt und taffem Gangsterslang durchsetzen Erzählstils, wandte der Übersetzer - wie dieser in einer Nachbemerkung erklärt - einen mehrstufigen Übersetzungsprozess an. Das Ergebnis, eine eigenwillige Mischung experimenteller und traditioneller Erzählmomente, derbem Hipster-Straßen-Slang und coolem Jugendsprech, ist brillante, innovative Literatur, die zugleich hervorragende humorvolle Unterhaltung bietet. Der Autor, der sein Werk in einem Nachwort als Neo-Western bezeichnet, wirft dabei grundlegende Fragen auf, die die Menschen im Jahre 2053 in der fiktiven irischen Stadt bewegen, die sich in zuvor nicht vorstellbarem Maße in einen multikulturellen Ort verwandelt hat. Sein radikaler Kulturpessimismus und die philosophischen Fragestellungen, mit denen sich seine Helden herumschlagen, erzeugen eine Hoffnungslosigkeit, die eine starke Sehnsucht nach einer anderen, menschlicheren Welt weckt. Für Freunde des dystopischen Genres ein großer Lesegenuss. (Übers.: Bernhard Robben)