Troll
Die europäische Gemeinschaft ist zerfallen und hat sich aufgeteilt in eine neue westliche Staatengemeinschaft und ein diktatorisch geführtes östliches "Reich". Kúkav ist die Hauptstadt des "Reichs", das von "Anführer-Vater" regiert wird und in dessen Satellitenstaaten ein Heer von Trollen im Internet hetzt und mit Fake-News die öffentliche Meinung manipuliert. Der namenlose Held und seine Freundin Johanna bekommen immer stärkere Bedenken gegen diese gesellschaftliche Entwicklung, die beiden beschließen, das System von innen heraus zu bekämpfen. Sie werden selbst zu Trollen und denunzieren, verbreiten Hasspostings und Falschmeldungen. Dabei geraten sie in die Unkontrollierbarkeit der Netzwelt und sie werden selbst Opfer eines Shitstorms. - In seinem neuen Roman nimmt der slowakische Erfolgsautor Michal Hvorecky, in seiner Heimat selbst schon mehrfach Zielscheibe verleumderischer Hasspostings, die Zersetzung der Gesellschaft und des Begriffs der Wahrheit durch das Internet aufs Korn. Die in einer nahen Zukunft liegende rabenschwarze Farce spiegelt glaubwürdig, wie man mit Lügen und Fehlinformationen im Internet die öffentliche Meinung manipulieren kann. Eine bitterböse, nachdenklich machende Parabel auf aktuelle Zustände, Liebhabern literarisch verdichteter Satiren sehr empfohlen. (Übers.: Mirko Kraetsch)
Günther Freund
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Troll
Michal Hvorecky
Tropen (2018)
212 S.
fest geb.