Die Erleuchteten
Der philippinische Schriftsteller Crispin Salvador lebte seit 1972 im amerikanischen Exil, wo er unter rätselhaften Umständen 2002 ums Leben kam. Der Ich-Erzähler Miguel, ein Schüler, will "das verlorene Leben (des) Mannes nachzeichnen" und fliegt nach Manila. Eine Spurensuche beginnt: nach einem verschollenen Manuskript und nach Crispin Salvadors Leben, denn Miguel möchte seinen Freund und Mentor mit einer Biografie würdigen. Miguels und Crispins Leben vermischen sich zunehmend, sodass der Leser sich fragt: Ist Miguel etwa eine von Crispins Romanfiguren? Oder ist es umgekehrt? Auch die namentliche und weitgehend biografische Identität von Hauptfigur und Autor verwirrt. Realität und Fantasie mischen sich. - Der Roman über einen fiktiven Schriftsteller ist in Form einer literarischen Collage verfasst. Neben der Geschichte des Erzählers Miguel wird aus dessen Salvador-Biografie zitiert, es gibt Blogeinträge eines Kritikers, Ausschnitte aus Werken Salvadors, Witze, Interviews und anderes. Philippinische Geschichte wird sowohl von Crispin als auch von Miguel erzählt, und es wird vor allem mit den Verbrechen, den Massakern und der Korruption der herrschenden Klasse auf den Philippinen abgerechnet. Eine packende Geschichte über die Philippinen und das Schreiben, die allerdings hohe Konzentration verlangt. (Übers.: Hannes Riffel)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Erleuchteten
Miguel Syjuco
Klett-Cotta (2011)
446 S.
fest geb.