Nur eine Ohrfeige

Die Ohrfeige, mit der ein Erwachsener den dreijährigen Hugo bestraft, wirkt als Katalysator und setzt eine Handlung in Gang, für die ein in Melbourne stattfindendes Grillfest den Ausgangspunkt bildet. Aus der spezifischen Perspektive seiner acht Nur eine Ohrfeige Protagonisten erzählt der australische Autor Christos Tsiolkas (Jahrgang 1965) über die sich aus dem Zwischenfall ergebenden Konfliktsituationen, deren Ursachen er sowohl auf soziale Ungleichheit als auch auf unterschiedliche Wertevorstellungen zurückführt. Während Hector und Harry als Söhne griechischer Einwanderer dem gehobenen Mittelstand angehören, bewohnen Rosi und Gary, die Eltern Hugos, eine kleine Vorortwohnung. Auch der zum Islam konvertierte Bilal, ein Aborigine, kann sich mit seiner Familie nur ein bescheidenes Leben leisten. Wenn sich nach der fatal endenden Party die Missverständnisse zwischen den Freunden häufen, folgen Familienstreitigkeiten, durch die zwischenmenschliche Beziehungen beschädigt werden. Indem u.a. machohaftes Erziehungsverständnis mit der strikten Ablehnung jeglicher, an Kindern verübter Tätlichkeit kollidiert, verstärken sich persönliche Aversionen, die aus verdrängten Vorurteilen resultieren. Aufgrund der detailgenauen, realistischen Schilderung alltäglichen, auch die Sexualität betreffenden Geschehens, gewährt der episch breit angelegte, beachtenswerte Roman Einblick in eine multikulturelle Gesellschaft, die dem Einzelnen ein hohes Maß an Toleranz abverlangt. (Übers.: Nicolai von Schwender-Schreiner)

Kirsten Sturm

Kirsten Sturm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Nur eine Ohrfeige

Nur eine Ohrfeige

Christos Tsiolkas
Klett-Cotta (2012)

510 S.
fest geb.

MedienNr.: 359408
ISBN 978-3-608-93902-6
9783608939026
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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