Bürokratie
Durch sein Buch "Schulden. Die ersten 5000 Jahre" (s. BP/mp 12/815) wurde der US-Anthropologe und bekennende Anarchist D. Graeber einem weiten Kreis von Lesern sozialkritischer Literatur bekannt. Hier beschäftigt er sich eingehend mit dem Thema Bürokratie. "Jeder beschwert sich über die Bürokratie", scheibt er zu Beginn des dritten Kapitels, das die originelle Überschrift "Die Utopie der Regeln, oder: warum wir die Bürokratie insgeheim lieben" trägt. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Bürokratie einen steten Aufschwung, bis zwar das Interesse daran Ende der siebziger Jahre abnahm, was aber keineswegs zu einem Abbau der Bürokratie führte. Statt dessen scheint es so, dass viele Menschen meinen, durch bessere Kontrolle, die Effizienz bzw. die Freiheit zu erhöhen, was sich aber als fundamentaler Irrtum erweise, denn Bürokratie sei ein Instrument der Mächtigen, meint Graeber. - Ein zum Nachdenken anregender Titel, für entsprechend interessierte Leser/innen empfehlenswert.
Michael Mücke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Bürokratie
David Graeber
Klett-Cotta (2016)
329 S. : graph. Darst.
fest geb.