Verbrecher, Opfer, Heilige

Wer sich mit der vormodernen Geschichte der Todesstrafe auseinandersetzt, stößt auf grauenvolle Hinrichtungspraktiken. Frauen, die des Kindsmords für schuldig befunden worden waren, wurden lebendig begraben oder ertränkt, Räubern zuweilen die Verbrecher, Opfer, Heilige Knochen mit dem Rad gebrochen. Diebe wurden gehängt. Und um die Abschreckung total werden zu lassen, legte man die Opfer oft auf Radstöcke oder ließ sie am Galgen, bis ihre gemarterten toten Körper von den Vögeln gefressen oder der Verwesung anheimgefallen waren. Die körperlichen Überreste der so zur Machtdemonstration missbrauchten unglücklichen Seelen "begrüßten" Reisende vor vielen Städten. Peter Schuster verfolgt die Entwicklung dieser Strafen und zeigt insbesondere, dass auch die Religion eine nicht zu unterschätzende Rolle spielte. Denn "Gewalt und Religion sind Geschwister" (S. 11). Das mit viel Empathie für die Opfer geschriebene Buch ist ein starkes Plädoyer gegen die Todesstrafe. Wie sagte doch Albert Camus? "Weder im Herzen des einzelnen noch in den Sitten der Gesellschaft wird es einen dauerhaften Frieden geben, solange der Tod nicht aus den Gesetzen verbannt ist." - Sehr empfehlenswert!

Bernhard Lübbers

Bernhard Lübbers

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Verbrecher, Opfer, Heilige

Verbrecher, Opfer, Heilige

Peter Schuster
Klett-Cotta (2015)

416, [8] S. : Ill. (überw. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 808473
ISBN 978-3-608-94845-5
9783608948455
ca. 26,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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