Verlorene Welten
Der Historiker Aram Mattioli legt eine erschütternde Bestandsaufnahme der Tragödie vor, die in Nordamerika zur gewaltigen Dezimierung der indianischen Bevölkerung und zur Auslöschung ihrer Kultur führte. Wissenschaftlich fundiert und verständlich formuliert beschreibt der Autor das koloniale Unterdrückungssystem vom ersten Eintreffen weißer Siedler zu Beginn des 17. Jh. bis hin zur Schaffung, Kultivierung und Mythisierung der Zerrbilder des "Wilden Westens" in der ersten Hälfte des 20. Jh. So weit es die Quellenlage ermöglicht, erläutert er die Geschichte der verstreut lebenden "indigenen Nationen" und verdeutlicht die gravierenden Folgen der ungewollten Begegnungen mit den weißen Siedlern. Dieses Aufeinandertreffen beinhaltete letztlich Verdrängung und Unterwerfung, denn die "First Americans" verloren alles, ihren Lebensraum, ihre Unabhängigkeit, ihre wirtschaftlichen Lebensgrundlagen und ihre kulturelle Identität. Die einprägsamen Ausführungen zeigen auch das noch immer ambivalente Verhalten der USA - verfassungsrechtlich abgesicherte Freiheit einerseits, aber eben auch Rassismus und Diskriminierung. - Ein wichtiges Buch, das in größeren Beständen nicht fehlen sollte!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Verlorene Welten
Aram Mattioli
Klett-Cotta (2017)
464 S. : Kt.
fest geb.