Zornfried
Die Medien stehen mit der Neuen Rechten in einer heiklen Beziehung. Zu viel Aufmerksamkeit macht sie unnötig groß, zu wenig aber ignoriert ihre Gefahr für die Demokratie. Jörg-Uwe Albig schickt in seinem neuen Roman einen ehrgeizigen Journalisten für eine Homestory in eine rechtsextremistische Schaltzentrale. Das ist von Anfang an satirisch gemeint. Die Handlung spielt auf der (fiktiven) Burg Zornfried im Spessart, der Burgherr heißt Schierling und hat Töchter mit urgermanischen Namen, es gibt völkisch verpeilte Wehrsportgruppen, slapstickhafte Kraftproben statt guter Laune und teutonische Tafelrunden. Die Parodie übertreibt die Realität und macht sie dadurch kenntlich. Aber man hätte doch gerne etwas mehr über den Erzähler erfahren, der sich auf dieses Abenteuer einer teilnehmenden Beobachtung einlässt und beinahe zum Jünger wider Willen wird, als er den geheimnisvollen Dichterfürsten der Rechten kennenlernt, der wiederum - bis zu seinem furiosen Ende - schwülstige Gedichte schreibt: Ein satirisch verkehrter George. Muss man die Feinde von Freiheit und Demokratie verstehen, um sie einzudämmen? Und was ist, wenn bei solchen als virile Reportagen getarnten Aufklärungsaktionen die Grenzen zwischen Richtig und Falsch verschwimmen? Ein Roman, der mit Augenzwinkern und Stirnrunzeln von den Medien und der Politik an den äußeren rechten Rändern erzählt.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Zornfried
Jörg-Uwe Albig
Klett-Cotta (2019)
159 S.
fest geb.