Der Spieler
Das am stärksten abgeschottete und letzte totalitäre Land der Welt mit seinem skurrilen Alleinherrscher gibt viele Rätsel auf. Der FAZ-Redakteur Martin Benninghoff hat Nordkorea mehrfach bereist und gehört nicht zuletzt deshalb zu den besten deutschen Kennern der Materie. Anders als der Titel nahelegt, geht es in seinem politischen Sachbuch nicht nur um den Diktator Kim Jong-un, sondern um die Entwicklung Nordkoreas nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei spielt der Staatsgründer Kim Il-sung eine entscheidende Rolle, der seinem Land den stalinistischen Stempel aufgedrückt hat und dessen Führungsamt wie in einer Erbmonarchie an Sohn und Enkel weitergeben wurde. Auch der Alltag der Menschen in dem von Staatssozialismus und totaler Kontrolle geprägten Land wird eingehend geschildert. Eine mögliche Wiedervereinigung des geteilten Korea liegt für den Autor in weiter Ferne. Er sieht wenig Chancen für einen gänzlichen Verzicht Nordkoreas auf atomare Waffen und plädiert für eine schrittweise Aufhebung der harten Sanktionen, um durch einen langsamen evolutionären Wandel eine Einbindung des geächteten Landes in die internationale Staatengemeinschaft zu ermöglichen. - Das aufschlussreiche, politisch aktuelle und gut lesbare Sachbuch kann allen Büchereien empfohlen werden.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Spieler
Martin Benninghofff
Klett-Cotta (2019)
383 Seiten : Illustrationen
kt.