M. Der Sohn des Jahrhunderts
Der italienische Diktator Benito Mussolini war in den 1920er Jahren Hitlers Vorbild. Seinen Aufstieg vom linksradikalen Sozialisten zum Führer eines faschistischen Staates schildert Antonio Scurati in diesem Buch fast minutiös. Dabei zeichnet er auch Porträts von berühmten Unterstützern Mussolinis - wie den Dichtern und Schriftstellern D'Annunzio und Marinetti. Scurati bettet die Ereignisse zu Beginn des letzten Jahrhunderts in die sozialen und politischen Verhältnisse der Zeit (1919 - 1925) ein und skizziert in diesem Zusammenhang auch den Widerstand gegen Mussolinis Bewegung. Dabei entsteht nicht nur ein differenziertes Bild des Diktators, Scurati liefert auch eine Analyse der Ursachen dieser politischen Entwicklung und arbeitet die vertanen Chancen heraus, die Katastrophe einer faschistischen Machtübernahme in Italien zu verhindern. Die historischen Fakten ergänzt der Autor mit Mitteln, die in den Bereich prosaischer Schilderungen reichen. Dabei entsteht eine spannende Mischung aus Fiktion und Fakten, die dem Leser das Zeitgeschehen emotional nahe bringt. Dies ist wohl der Grund, weshalb Scurati sein Buch als Roman bezeichnet. Absolut lesenswert.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
M. Der Sohn des Jahrhunderts
Antonio Scurati ; aus dem Italienischen von Verena von Koskull
Klett-Cotta (2020)
829 Seiten
fest geb.