Hotel Van Gogh
Die Auberge Ravou in Auvers verbindet zwei Handlungsstränge. Der eine spielt in den letzten Lebensstunden des großen Malers Van Gogh und beleuchtet das Verhältnis der Brüder Theo und Vincent untereinander, aber auch die Reaktionen von Johanna, Theos Frau. Der zweite Strang spielt in der Gegenwart. Eine junge Frankfurter Anwältin wird von der französischen Polizei verständigt, ihr Patenonkel sei tot in eben der Auberge gefunden worden. In Auvers herrscht großes Durcheinander, denn zeitgleich fand eine Großrazzia gegen eine Gruppe Exil-Iraner statt. Die örtliche Polizei hat kaum Zeit, sich um den doch merkwürdigen Todesfall zu kümmern. Sabine versucht deshalb, die letzten Lebensjahre ihres Onkels durchleuchten, der sich als Schriftsteller in Paris niedergelassen hat, ohne in zehn Jahren ein Buch zu veröffentlichen. - Eine Leiche im Zimmer eines Unsterblichen, der Kunstkniff, Historie und Gegenwart zu verbinden, ist dem Autor gelungen. Bechtle selbst ist wie sein Protagonist Arthur Heller ein Mann, der erst in späten Jahren sein erstes Buch veröffentlicht. Ob eigene Erfahrungen eingeflossen sind? Das Buch verlockt zum Lesen, auch wenn gegen Ende die Kapitel mit Johanna van Gogh im Vergleich zur Haupthandlung etwas abfallen.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Hotel Van Gogh
J. R. Bechtle
Frankfurter Verl.-Anst. (2013)
315 S.
fest geb.