Vom Tunnel zur Himmelsleiter
Dass der als Drehbuchautor mit über 15 "Tatort"-Folgen erfolgreiche Peter Zengler eine kriminelle Vorvergangenheit hat, erzählte er bereits im ersten Teil seiner autobiografischer Erzählung ("Im Tunnel", MedienNr. 580517). Mit dem zweiten Teil führt sein Weg aus dem Milieu der Kriminalität in das der Fernseh- und Literaturwelt. Der Weg vom Knast zum Krimi ist wohl naheliegend. Die Erfahrungen des Protagonisten Peter in der Schreibwerkstatt des Offenen Vollzugs einer Justizvollzugsanstalt, wo er erste Erfolge als Autor erotischer Erzählungen feiert, führen über journalistischer Tätigkeit zu den glücklichen Umständen, die ihn in die Redaktionsstuben des Fernsehens einlassen. Wie im ersten Teil erzählt Zingler in der dritten Person und schließt den zweiten Teil dort an, wo der erste endete - im Fluchtort Jamaika. Zinglers Beschreibungen sowohl der kriminellen Milieus wie dass der Medien kommen trotz Detailgenauigkeit kaum über Klischee und Kolportage hinaus. Eingestreut sind in diesem Lebenslauf viele Kurzgeschichten Zinglers, darunter auch pornografische Texte. Das Erzählen und Reflektieren des Autors orientiert sich an Boulevard und marktgerechter Schnodderigkeit. Eine stilistische Besonderheit und Höhe, wie es Gauner- und Knasterzählungen im "Papillon", noch bei Burkhart Driest oder gar bei Genet erreichen, hat Zingler nicht. Sein Tonfall wirkt jedoch authentisch, was Zinglers Erfolg erklärt. Für KÖBs eher entbehrlich.
Helmut Krebs
rezensiert für den Borromäusverein.
Vom Tunnel zur Himmelsleiter
Peter Zingler
Frankfurter Verl.-Anst. (2017)
446 S.
fest geb.