Elijas Lied
Elija wurde mit Trisomie 21 geboren, sie ist die unbeschwerteste, direkteste und so scheint es, glücklichste der drei Schwestern. Noa ist Außenseiterin, bemuttert Elija, hat aber auch viel Angst um sie und findet im realen Leben nur wenig Kontakt zu anderen Menschen. Loth scheint die klarste, kämpferischste der drei zu sein, gibt sich hart, schreibt provokante Liedertexte und wird doch als extrem verletzter Mensch gezeichnet. Die drei Schwestern unternehmen eine Wanderung durch das Moor, die sie in der Kindheit mit den Eltern unternommen haben oder doch nicht. So genau gibt das Buch die Details nicht preis. Die Wanderung soll dazu dienen, sie einander näherzubringen. Jede hängt ihren Gedanken nach, gesprochen wird wenig. Diese Gedanken führen den Leser immer wieder weg von der Wanderung zum Alltagsleben der Schwestern. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht der drei. Am Ende droht Elija im See zu ertrinken, der sie so sehr angezogen hat. Noa versucht sie zu retten, ohne auf sich zu achten, und Loth versucht sehr spät, von außen Hilfe zu holen. Ob es gelingt, ob Elija gerettet wird, bleibt offen, es scheint, als würde es nicht gelingen. - Das Buch ist mit einer sprachgewaltigen Wucht geschrieben, die einem den Atem nehmen kann. Ein außergewöhnliches Meisterwerk, das aber nicht leicht zu lesen ist.
Corinna Wagner-Sorg
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Elijas Lied
Amanda Lasker-Berlin
Frankfurter Verlagsanstalt (2020)
252 Seiten
fest geb.