Robinsons Rückkehr

"Konjekturalbiographie", so heißt bei Jean Paul das Projekt, das Hans Christoph Buch hier in Fortsetzung seiner im letzten Jahr erschienenen "Traumpfade der Literatur" (nicht bespr.) vornimmt. Gemeint ist eine Wunschbiographie, zusammengesetzt aus Robinsons Rückkehr Dichtung und Wahrheit, Fiktion und Geschichte. Doch Buch ist nicht mehr so jung wie Jean Paul vor 222 Jahren, als der sich sein Leben voraus träumte. Vielleicht auch deshalb sind in den heiteren Grundton der Geschichten, die er von sich und über sich, über wahlverwandte Zunft- und befreundete Zeitgenossen erzählt, elegische Noten eingestellt. So in den Stories über Monika Ertl, die Che Guevara erschoss, und über Hitlers Geheimdienstchef Canaris, der mit den Attentätern des 20. Juli hingerichtet wurde. Mondhell sind die Wunschgeschichten Buchs, sie leuchten einer ermüdeten Vernunft heim: sprachschludrigen Literaturkritikern, pfauenhaften Künstlern, kaiserlichen Kampffliegern und heimkehrenden Abenteuern. Sie alle bekommen ihr Fett weg, ohne an den Pranger gestellt zu werden. Bei Hans Christoph Buch ist das Ich nicht bloß ein anderer, es ist aufgespalten in viele andere: Der Autor ist ein multipler Geschichtenerzähler, dem man mit Vergnügen folgt, in Sinne von D.H. Lawrence aber nicht um des Erzählers, sondern um seiner Geschichten willen: "never trust the teller, trust the tale". Empfehlenswert.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Robinsons Rückkehr

Robinsons Rückkehr

Hans Christoph Buch
Frankfurter Verlagsanstalt (2020)

254 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 602037
ISBN 978-3-627-00280-0
9783627002800
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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