Die Bibelfälscher
Die moderne Exegese ist nach Meinung des renommierten Neutestamentlers Klaus Berger trotz - oder gerade wegen - ihrer (über)kritischen Grundhaltung in die Falle neuzeitlicher Denkströmungen geraten und so zum willfährigen Büttel einer Entkernung des Christentums geworden, die unter dem Bultmannschen Stichwort der "Entmythologisierung" Jesus seiner gottmenschlichen Wirklichkeit beraubt. Die Dominanz dieser Exegese auf den Kanzeln und theologischen Lehrstühlen verleiht diesem Buch einen zornigen Unterton, dennoch bleibt der Autor sachlich in seiner Argumentation, spielt seine profunden philologischen und historischen Kenntnisse aus, entlarvt die oft versteckten Selbstwidersprüche der "liberalen Theologie" und anderer exegetischer Modeströmungen. Gleich, ob es sich um die Passionstexte, die Kindheitserzählungen oder die Berichte von Jesu Wundern oder seinem Letzten Abendmahl handelt, Berger setzt nicht die echten methodischen Errungenschaften der Exegese außer Kraft, sondern verbindet sie mit einem tiefen Respekt vor dem Text und einer gesunden Selbstkritik, die vor arroganter Besserwisserei wie vor Zeitgeistigem warnt, und entwickelt so in einem Schlusskapitel die Prinzipien einer erneuerten Exegese, die wahrhaft kirchlich und lebensnah ist, die die Bibel wieder mit Freuden lesen lässt und uns mit der großen Tradition der Kirchenväter und Heiligen verbindet. Ein sehr wichtiges Buch!
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Bibelfälscher
Klaus Berger
Pattloch (2013)
351 S.
fest geb.