Verlust

Charlie Crosby kann und will sich mit dem Verlust seiner dreizehnjährige Tochter Kate nicht abfinden, die bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Er verliert völlig den Halt und begibt sich in einen endlosen Dämmerzustand aus Schmerz, Rausch und Verlust düsteren Träumen. In ihnen ist der Ort Enon in Maine, an dem die Handlung spielt, von zentraler Bedeutung. Charlie durchstreift ihn vor allem nachts und sieht visionenhaft dessen Geschichte an sich vorüberziehen. Obwohl ihm so das Kontinuum der Zeit unablässig vor Augen geführt wird, ist Charlie unwillig, sich aus seinem erstarrten Zustand zu lösen und wieder am Leben teilzunehmen. Auch die Traumbilder von seiner Tochter lassen ihn nicht los. Am Schluss des Romans scheint es, als nähme sein Leben eine erneute Wendung. - Im Zentrum der Handlung steht weniger die Verarbeitung des Verlusts, sondern eher die Weigerung des Protagonisten, den Tod der über alles geliebten Tochter zu akzeptieren und sein verzweifeltes Bestreben, sie in seinem gewollt herbeigeführten eigenen Schweben zwischen den Welten immer wieder heraufzubeschwören. Dies alles wird sprachlich wunderschön und in fabelhafter Übersetzung von Silvia Morawetz dargeboten.

Julia Heß

Julia Heß

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Verlust

Verlust

Paul Harding
Luchterhand (2015)

271 S.
fest geb.

MedienNr.: 784893
ISBN 978-3-630-87377-0
9783630873770
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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