Kontinentaldrift
Die Fernsehproduzentin Pirjo Lampen erhält eines Tages per E-Mail das Tagebuch einer Laura Palmen. Sie hält es zunächst für ein Drehbuch über zwei abenteuerlustige junge Frauen, die per Flugzeug um die Welt reisen. Nach einer Weile begreift sie, dass es sich bei Laura Palmen um ihre Tochter Paula handelt, die sich in dem Tagebuch Laura Palmen nennt und anscheinend in Schwierigkeiten steckt. Sie nimmt Kontakt zu ihrem Ex-Mann Johan auf, der beim finnischen Grenzschutz arbeitet, und mit Lauras/Paulas einst bester Freundin Sara, die als Pressesprecherin am Helsinkier Flughafen arbeitet. Erst dadurch erfährt sie, dass Laura und Sara, gerade erwachsen geworden, einige Zeit zusammen um die Welt reisten, von Flughafen zu Flughafen, dort jeweils in unterschiedlichen Funktionen gearbeitet und diese Orte gesammelt hatten wie andere Leute Autogramme. Sara hörte damit auf, als Laura anfing, ihr Wissen um Sicherheitsvorkehrungen für illegale Zwecke zu nutzen. Von all dem wussten Lauras Eltern nichts. Pirjo hatte sich bereits zwei Wochen nach der Hochzeit von ihrem Mann getrennt und über Jahre keinen Kontakt zu ihm gehabt, ihrer Tochter hat sie von Kindesbeinen an alle Freiheiten gelassen und sie zu größtmöglicher Selbständigkeit erzogen. Sara erzählt Pirjo, dass sie ein Jahr zuvor zufällig mitbekam, wie Laura vom finnischen Grenzschutz aus einem Flugzeug geholt und weggebracht wurde, doch damit verliert sich ihre Spur. Johan vermutet sie in der Südsee, weil es Hinweise auf Twitter gibt, dass sie dort als Tauchguide arbeitet. Er macht sich dorthin auf den Weg und wird sie am Ende auf fünf Kontinenten gesucht haben. - Hannu Raittila komponierte den Roman aus Tagebuchaufzeichnungen, den Berichten von Sara, Johan und Pirjo sowie anderen Textarten. Ein packender, faszinierender Roman über die globalisierte Gesellschaft und das, was sie im innersten immer noch zusammenhält: die Familie. (Übers.: Stefan Moster)
Christoph Holzapfel
rezensiert für den Borromäusverein.
Kontinentaldrift
Hannu Raittila
Luchterhand (2014)
409 S.
fest geb.
Auszeichnung: Roman des Monats