Das Land der Anderen

Die französisch-marokkanische Schriftstellerin Leïla Slimani ist dafür bekannt und geschätzt, in ihren Romanen aktuelle Konfliktthemen auf überraschende Weise zu verhandeln. In ihrem neuen Buch geht es um Rassismus und Ausgrenzung, um Unabhängigkeit Das Land der Anderen in nationaler Hinsicht und um die Unabhängigkeit von Frauen. Dafür wählt Slimani eine Perspektive mit Distanz zu aktuellen Debatten. Es ist eine Konstellation am Schnittpunkt gleich mehrerer Konfliktlinien: Ein marokkanisch-französisches Paar, das unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg einen kleinen Hof nahe der nordmarokkanischen Stadt Meknes fruchtbar machen will und dort später die Bedrohungen im marokkanischen Unabhängigkeitskampf gegen Frankreich zu spüren bekommt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs begegnen sich die beiden im Elsass, Amine kämpfte in der französischen Armee in dem Regiment aus Soldaten aus den Kolonien. Die blutjunge Mathilde sieht in der Ehe mit dem anziehenden Marokkaner einen Weg aus der Langeweile der Provinz. In der Gesellschaft sind beide Außenseiter - Mathilde als Französin und Frau bei den Marokkanern, von den französischen Siedlern wird sie verachtet wegen ihrer Ehe mit einem Araber. Amine gilt den Nationalisten als Verräter, bei den Franzosen muss der ehrgeizige junge Landbesitzer um seine Kreditwürdigkeit lange kämpfen. Dennoch geben sie nicht auf und verlieren auch nie den Respekt voreinander. - Ein Familienroman angesiedelt zwischen zwei Kulturen, der viel Spannung in sich trägt und damit auch zu faszinieren und zu fesseln vermag. Und wie immer blickt diese wache Autorin differenziert auf die Lage der Frauen. Sehr zu empfehlen!

Angelika Rockenbach

Angelika Rockenbach

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Land der Anderen

Das Land der Anderen

Leïla Slimani ; aus dem Französischen von Amelie Thoma
Luchterhand (2021)

379 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 972846
ISBN 978-3-630-87646-7
9783630876467
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.