Begegnungen
An zahlreichen Begegnungen mit jüdischen Freunden und Bekannten schildert der Historiker Julius H. Schoeps, wie diese sein Leben beeinflusst und bereichert haben und wie er dadurch seine eigenen Überzeugungen und Handlungsweisen reflektieren konnte. Im Zusammentreffen mit sehr unterschiedlichen Personen, die fast alle der Generation der Überlebenden des Holocaust oder der rechtzeitig vor dem NS-Terror aus Deutschland Geflohenen angehören, steht letztlich die in die Zukunft gerichtete Frage, ob es Wege gibt, den Antisemitismus hierzulande und weltweit zu bekämpfen, und wie diese dauerhaft umgesetzt werden können. Die einzelnen Begegnungen, die die Gesamtproblematik - den einzelnen Lebensläufen entsprechend - aus ganz verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Schwerpunkten aufgreifen, zeigen einerseits die große Schwierigkeit, mit dem Wissen um die Shoah wieder in Deutschland leben zu können, andererseits aber gerade bei den in Israel Lebenden das starke Bedürfnis, die Bindungen zu ihrer alten Heimat aufrecht zu erhalten. Dass diese persönlichen Erfahrungen wegen des Ablebens der letzten Zeitzeugen, antisemitischer Tendenzen, eines aufkommenden muslimischen Antisemitismus, der Kontinuität verbreiteter Vorurteile auch nach 1945, der verschwundenen Tradition deutschen Judentums, wissenschaftlicher und politischer Kontroversen sowie fehlender Dialogbereitschaft zwischen Juden und Christen auch weiterhin einen Platz im Bewusstsein der Öffentlichkeit erhalten, ist Thema, Anliegen und zugleich Mahnung diese Buches. - Allgemein zu empfehlen!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Begegnungen
Julius H. Schoeps
Jüdischer Verl. im Suhrkamp-Verl. (2016)
421 S. : Ill.
fest geb.