Michael Ende
Er sei "ein Provinzschauspieler mit Waldorfschulerziehung für die einen, ein Erneuerer der deutschen Kinder- und Jugendliteratur für die anderen", schreibt Birgit Dankert in ihrem Vorwort. Und das ist Endes Problem: Sein Wunsch, als Schauspieler, Theaterregisseur und Dramatiker Fuß zu fassen, missglückt. Als ein weltweit erfolgreicher und mit Preisen ausgezeichneter Kinder- und Jugendbuchautor wird er als Autor für Erwachsene nicht ernst genommen. Auch linke Kritiker, die auf Realismus in der Kinderliteratur setzen, greifen ihn an. Nach einem Umzug nach Rom und mit dem Erfolg seines Buches "Momo" entwickelt Ende eine eigene Ästhetik des Kinderbuches, die ihm prompt den Eskapismusvorwurf einbringt, seine Bücher seien eine Flucht aus der Wirklichkeit. Ende reagiert darauf mit seitenlangen Briefen, was Dankert fragen lässt, woher dieser Furor komme. Ob seine eigene Identitätssuche oder der Tod der Mutter eine Rolle spielten, bleibt offen. Mit dem Deutschen Fantasy-Preis 1987 kommt Ende endlich aus der Debatte um hochwertige bzw. minderwertige Literatur heraus, denn das Genre Fantasy folgt eigenen Gestaltungsmerkmalen. - Eine gut recherchierte Biografie, die einen Einblick gibt auch in die tragischen Momente des Erfolgsautors. Gerne empfohlen.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Michael Ende
Birgit Dankert
Lambert Schneider (2016)
310 S. : Ill.
fest geb.