Fremde Mutter
Einem jungen Arzt erzählt die 27-jährige Elisabeth ihr Leben: In einem abgelegenen süddeutschen Dorf erlebt sie eine erschütternd entbehrungsreiche Kindheit. Der Vater ist im 1. Weltkrieg gefallen, die Mutter eine strenge Frau. Elisabeth will Hebamme werden, muss aber Hals über Kopf die Ausbildung aufgeben, um die nach einem Sturz schwerstbehinderte Mutter bis zu deren Tode zu pflegen. Auch dann noch gelingt ihr mit unbeugsamem Fleiß und Disziplin ein beachtliches berufliches Fortkommen. Beim ersten Urlaub ihres Lebens lernt sie ihre große Liebe kennen, die Geburt seines Sohnes erlebt Hans aber nicht mehr, er fällt als Soldat Hitlers in Norwegen. Elisabeth wird bewusst, dass auch ihr Sohn zu einem Soldaten für Hitlers Armee heranwachsen wird, sie schmuggelt ihn zu Verwandten nach Frankreich und stellt sich am Bahnhof den abfahrenden jungen Helden entgegen mit einem Schild: "Nie wieder Krieg, deutsche Soldaten bleibt zu Hause!" Als geisteskrank verurteilt, wird sie daraufhin mit dem vorletzten Transport in die Euthanasieanstalt Hartheim in Österreich geschickt. - Ein bewegendes Buch über eine junge Frau, wie es sie so oder ähnlich vielfach gegeben haben mag. Sehr empfohlen.
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Fremde Mutter
Christine Haidegger
O. Müller (2006)
262 S.
fest geb.