Wilma
Die Witwe Agnes lebt seit dem Unfalltod ihres Mannes allein und zurückgezogen in einem kleinen österreichischen Dorf. Erst als sie das geistig behinderte Waisenmädchen Wilma kennenlernt, bekommt ihr Leben wieder einen Sinn. Sie kümmert sich um das dickleibige, völlig lebensuntüchtige Kind, wobei die Angst, dass Wilma ihr eines Tages von den Behörden weggenommen wird, ihr ständiger Begleiter ist. Wilma bestimmt Agnes' Leben, die sich geradezu obsessiv an die kranke Kreatur klammert. Selbst als Wilma das Opfer einer Vergewaltigung mit nachfolgender Schwangerschaft wird, weigert sich Agnes, dem Mädchen Hilfe von außerhalb zukommen zu lassen. Eine tragische Entscheidung, wie sich bald zeigen wird. - Das dünne Büchlein hat es in sich: Beklemmend schildert die Autorin in beinahe mitleidlosem Ton das Schicksal der beiden Frauen, deren Abhängigkeit ein tödliches Ende nimmt. Ohne Pathos, ohne Aufregung wird hier in lapidaren Sätzen Unerhörtes erzählt über zwei Frauen, die sich Schritt für Schritt dem Abgrund nähern. Eindrucksvoll.
Susanne Holzapfel
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wilma
Evelyn Grill
Residenz-Verl. (2007)
137 S.
fest geb.