Berühmt sein ist nichts

Die österreichische Schriftstellerin galt lange als bekannteste deutschsprachige Dichterin neben Annette von Droste-Hülshoff. Die Verfasserin dieser umfangreichen Lebensbeschreibung ist Mitherausgeberin einer neuen auf vier Bände angelegten Ausgabe Berühmt sein ist nichts des Werks von Marie von Ebner-Eschenbach. Sie geht zunächst ausführlich auf den familiären Hintergrund der Freifrau und späteren Gräfin ein. Sie schildert, wie mühsam es für die junge Frau war, gegenüber der Familie ihre Berufung als Schriftstellerin durchzusetzen und wie sie mit ihren Versuchen als Dramatikerin herbe Enttäuschungen hinnehmen musste, aber schließlich mit ihren Aphorismen und Erzählungen als poetische Realistin sehr erfolgreich war und Kontakte zu den bekanntesten zeitgenössischen Dichtern wie Franz Grillparzer und Paul Heyse hielt, sich mit ihnen austauschte und ihre Freundschaft schätzte. Der Band ist nicht nur literaturgeschichtlich interessant. Er bietet auch aufschlussreiche kulturgeschichtliche Einblicke in die bürgerliche und adelige Welt des 19. und frühen 20. Jh. Der Leser wird psychologisch einfühlsam vertraut gemacht mit dem Wesen der Dichterin, die selbstbewusst gegen den Antisemitismus Stellung bezog, sich für den Tierschutz einsetzte und immer wieder ihre caritative Einstellung durch großzügige Spenden bewies. Marie von Ebner-Eschenbach war eher konservativ, aber keineswegs klerikal. In ihrem Werk kommen Adlige und wohlhabende Bürger ebenso zur Geltung wie arme Schlucker und schwer zu integrierende Querköpfe. - Für größere Büchereien mit einem literarisch und kulturgeschichtlich interessierten Leserkreis.

Hans Niedermayer

Hans Niedermayer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Berühmt sein ist nichts

Berühmt sein ist nichts

Daniela Strigl
Residenz-Verl. (2016)

439, XXIV S. : Ill. (überw. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 823884
ISBN 978-3-7017-3340-8
9783701733408
ca. 30,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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