"... es ging immer um Musik"

Der 1929 als Spross des luxemburgisch-lothringischen Hochadels in Berlin geborene Nikolaus Harnoncourt kam bald nach Wien und wirkte bis 1969 als Cellist der Wiener Symphoniker. Schon 1953 gründete er das auf die Aufführung alter Musik spezialisierte "... es ging immer um Musik" Instrumental-Ensemble Concentus Musicus und leitete damit eine neue Ära der Musik-Interpretation ein: Zum Harnoncourt-Credo gehört entscheidend, dass Musik nur in ihrem zeitlichen Kontext zu begreifen und zu erfassen ist, er erteilt den im 20. Jahrhundert oft zu "sinnlosen Schönklängen" verkümmerten Interpretationen "ernster Musik" eine grundlegende Absage. Für den Musikvortrag erscheinen ihm unbedingt notwendig: penibel Quellen studieren, viel Singendes in den Melodiefolgen hervorheben, starke rhythmische Akzente setzen, schroffe Kontraste zeichnen, möglichst auch auf historischen Instrumenten spielen, um dem seinerzeitigen Klang nahezukommen. Der österreichische Dirigent, Cellist und Musikforscher Harnoncourt ist international ausgezeichnet, wird von den Orchestern bewundert und feiert Welterfolge. In diesem sehr interessanten, allgemeinverständlichen und gut gegliederten Buch erfährt man viel über seine Person, über sein Musikverständnis und seine Beziehungen zu Musik-Zeitgenossen. Bach und Mozart bewundert er über alles. Im Übrigen warnt der Autor wiederholt und leidenschaftlich vor der Austrocknung des Bildungssystems, wenn der Kunst - und hier insbesondere der Musikpflege - zu wenig Raum gegeben wird. Sehr empfehlenswert.

Georg Roth

Georg Roth

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

"... es ging immer um Musik"

"... es ging immer um Musik"

Nikolaus Harnoncourt. Hrsg. von Johanna Fürstauer
Residenz-Verl. (2014)

318 S.
fest geb.

MedienNr.: 776968
ISBN 978-3-7017-3343-9
9783701733439
ca. 27,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Mu
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