Ein Kind um jeden Preis?
Die Grenzen der Reproduktionsmedizin sind ein heiß diskutiertes Thema in unserer Gesellschaft. Die Theologin A. Walser fokussiert in ihrem Buch nicht abstrakt die Legitimität des Machbaren, sondern spricht endlich einmal diejenigen an, die an ihrem
bisher unerfüllten Kinderwunsch leiden, seien es unfruchtbare Paare, Homosexuelle oder Singles. Mit einer großen Einfühlsamkeit, die eher Fragen als Antworten oder gar Thesen formuliert, zeigt die Autorin, dass sie die Not dieser Menschen ernst nimmt. Dennoch setzt sie dem Kinderwunsch klare Grenzen: das physische und geistige Wohl der Kinder, der geborenen wie der ungeborenen. Unter diesem Gesichtspunkt hinterfragt sie die von der Medizin angebotenen "Therapien" und legt auch knapp die lehramtlichen Positionen der katholischen wie der evangelischen Kirche dar. Im Umgang mit dem "fragilen Anfang menschlichen Lebens" plädiert sie stets für "Vorsicht und Behutsamkeit", fordert, das neue Leben nicht zum Experimentierfeld zu machen, sondern als Person, als unverfügbaren Partner einer menschlichen Beziehung zu achten. Damit ist dieses Buch eine gelungene Orientierungshilfe, die Betroffene in ihrer Eigenverantwortlichkeit stärkt und zu fundierten ethischen Entscheidungen befähigt.
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ein Kind um jeden Preis?
Angelika Walser
Tyrolia (2014)
138 S.
kt.