Tomaten mögen keinen Regen

In einem Waisenheim in einem kleinen Dorf wohnen unter der strengen, aber fürsorglichen Betreuung zweier Ordensschwestern fünf behinderte Jugendliche. Aus der Nähe betrachtet unterscheiden sie sich aber nicht von "normalen" Kindern und Jugendlichen Tomaten mögen keinen Regen in "normalen" Familien: Jeder hat besondere Essensvorlieben, ist genervt von den Macken anderer, wünscht sich mehr Beachtung und zugleich mehr Autonomie. Die Handlung spielt einen Sommer lang und ist aufgeteilt in drei Erzählstränge. Zum einen gibt es die Ich-Perspektive des jungen Horvanes, der seine Andersartigkeit manchmal kaum erträgt, genauso wie die Enge seiner Umgebung. Er ist in ein Mädchen aus dem Dorf verliebt und in dem freundlichen Italiener Sandro findet er endlich auch einmal ein männliches Rollenvorbild - eben typische Probleme und Eigenheiten aller Jugendlichen. Seine Eindrücke werden durch die Geschichte um die Journalistin Ana unterbrochen, die an einer Reportage über behinderte Waisenkinder schreibt und dadurch mit einem bisher unbekannten Bereich konfrontiert ist, der ihr Leben verändern wird. Schließlich gibt es - abgehoben durch das Schriftbild - eingeschobene Gedankenfetzen, die sich um ein zunächst rätselhaftes Ereignis drehen, das sich am Schluss auflöst und bis zuletzt für zusätzliche Spannung sorgt. - Die junge Autorin hat ihre eigenen Erfahrungen mit Jugendlichen aus aller Welt in diesen besonderen Roman einfließen lassen. Bemerkenswert ist v.a., dass Behinderungen an sich nicht als Problem dargestellt werden, sondern die persönlichen Probleme, die nicht unbedingt damit zusammenhängen, im Vordergrund stehen. Unbedingt allen Beständen zu empfehlen.

Markus Hofmann

Markus Hofmann

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Tomaten mögen keinen Regen

Tomaten mögen keinen Regen

Sarah Michaela Orlovský
Tyrolia (2013)

176 S.
fest geb.

MedienNr.: 377841
ISBN 978-3-7022-3368-6
9783702233686
ca. 14,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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