Schonungslos zärtlich
Der in Österreich bekannte Kulturredakteur Hubert Gaisbauer, Jahrgang 1939, hat Texte seiner Radioreihen aus Beobachtungen und Erfahrungen mit Menschen aus Literatur, bildender Kunst und Kirche zusammengestellt und damit ein beeindruckendes Kaleidoskop der Zärtlichkeit vorgelegt. Persönlichkeiten aus Geschichte und Gegenwart stehen bei Gaisbauer ebenso im Fokus wie biblische Figuren, Schriftsteller, Künstler oder mythische Begebenheiten. Selbst wo er sich um Bilder und Menschen der Vergangenheit Gedanken macht, ist der Blick auf sie ganz durchdrungen von den Fragen unserer Zeit. Dazu bietet jedes der zwölf Kapitel Literaturhinweise zum Weiterlesen. Mancher Leser wird wunderbare Menschen entdecken wie Charles Péguy, Else Lasker-Schüler, den Heiligen Johannes von Gott oder wird an die Bilder des Barockmalers Pontormo, Paula Modersohn-Beckers oder George Rouaults herangeführt. Unverkennbar auch, dass Papst Johannes XIII, zu dem Gaisbauer auch bereits zwei Bücher vorgelegt hat, zu seinen Idolen der Zärtlichkeit und Weltoffenheit gehören. Der Autor pflegt einen schönen Stil, weil er sich der Bedeutung des sprachlichen Ausdrucks gegenüber dem Sinn des Empfundenen bewusst ist. Darin rührt er an die Grenze der Erbauungsliteratur im besten Sinne. Es ist ein Buch, die Zärtlichkeit in und zu den Menschen zu entdecken, die Hoffnung zu nähren und sich im besten europäischen Geist gestärkt zu sehen am Humanismus und am Glauben. Für Lesekreise, zum Vorlesen und für jeden einzelnen Leser hervorragend geeignet.
Helmut Krebs
rezensiert für den Borromäusverein.
Schonungslos zärtlich
Hubert Gaisbauer
Tyrolia-Verl. (2019)
255 S. : Ill. (z.T. farb.)
fest geb.