70 Meilen zum Paradies
In einer Barackensiedlung an Tunesiens Küste warten viele Schwarzafrikaner auf die Möglichkeit nach Italien überzusetzen. Unter ihnen befindet sich auch Siad, ein Krankenpfleger aus Tunesien, mit seiner heranwachsenden Tochter Shara. Sie lassen ein vom Bürgerkrieg zerstörtes Land zurück, nachdem Sharas Mutter den Tod gefunden hat, und für sie alles aussichtslos erscheint. Nach etlichen Zahlungen und Demütigungen durch die Schlepper können sie endlich ein Boot besteigen, das völlig überbesetzt ablegt. Hunger, Durst, Kälte und Hitze machen allen zu schaffen. Ein Sturm bringt sie in direkte Lebensgefahr. Die Überlebenden der langen Überfahrt kommen in Italien in ein völlig überfülltes Auffanglager, das jeder Beschreibung spottet. - Dem Autor gelingt es ohne direkte Schuldzuweisungen, aber doch mit klaren Hinweisen, die Missstände anzusprechen, denen Flüchtlinge aus Hunger- oder Kriegsgebieten ausgesetzt sind. Eine authentische und nahe gehende Annäherung an eines der großen Probleme Europas aus der Sicht von Betroffenen. Breit empfohlen.
Lili Aignesberger
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
70 Meilen zum Paradies
Robert Klement
Jungbrunnen (2006)
143 S.
fest geb.