Passiert es heute? Passiert es jetzt?

Wolfgang wird von der Polizei in eine jugendpsychiatrische Einrichtung gebracht. Langsam öffnet er sich in den Gesprächen dem Therapeuten. Er wird Teil einer bunten Gruppe mit den unterschiedlichsten psychischen Krankheitssymptomen wie Magersucht, Passiert es heute? Passiert es jetzt? Drogenkonsum, Angststörung usw. Aus den Gesprächen, den Berichten über Gruppenaktivitäten und Gedanken einer Mitbewohnerin setzt sich wie ein Mosaik langsam Wolfgangs Geschichte zusammen. Es ist die Geschichte einer Familie, die nach außen hin das Ideal in einer engen christlichen Welt verkörpert. Doch hinter verschlossenen Türen zeigt der Vater ein anderes Gesicht und drangsaliert Frau, Sohn und Tochter. In einer Allmachtsfantasie präsentiert der Vater die Pistole, die er als Angehöriger der Schweizer Reserve-Armee zuhause aufbewahrt und droht mit Erschießen. - Die Autorin gibt den Leserinnen und Lesern als Interpretationshilfe das gruppendynamische Rollenspiel "Werwolf" an die Hand. Auszüge aus den Regeln stehen manchmal am Anfang eines Kapitels, die dann durch die Schilderung der Spielrunde "illustriert" werden. Auch beleuchten sie indirekt die Beziehungen der Gruppenmitglieder und deren Veränderungen. Eben diese unterschiedlichen Handlungsebenen machen daraus ein anspruchsvolles Werk, das aufmerksame Leser/innen braucht. Wenn auch nicht alle Handlungsstränge zufriedenstellend ausgearbeitet sind, macht es betroffen und löst Mitgefühl aus. - Ab mittleren Beständen eine Anschaffung für ein problembewusstes Publikum.

Astrid Frey

Astrid Frey

rezensiert für den Borromäusverein.

Passiert es heute? Passiert es jetzt?

Passiert es heute? Passiert es jetzt?

Michèle Minelli
Jungbrunnen (2018)

173 S.
kt.

MedienNr.: 594677
ISBN 978-3-7026-5927-1
9783702659271
ca. 17,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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