Weitwinkel

Ezra ist das einzige Kind seiner Eltern, die sich erst in ihren Zwanzigern dazu entschlossen haben, Mitglieder der ultraorthodoxen Gemeinde zu werden. Weil sie nur ein Kind haben, wird die Familie immer mit ein wenig Argwohn betrachtet. Ezra selbst Weitwinkel fühlt sich in der Gemeinde eingeengt, denn sein Lebenstraum besteht nicht darin, die Thora zu studieren, sondern Fotograf in New York zu werden. Dafür muss er viele Kämpfe mit seinen Eltern führen, aber immerhin seine Tante unterstützt ihn in seinen Bestrebungen, dort zur Schule zu gehen. Mitten in diesem Kampf nehmen seine Eltern ein Kind von einer benachbarten Familie auf, Carmi. Ezra und Carmi, diese beiden sehr unterschiedlichen Jugendlichen, freunden sich an, aber jeder hat auf seine Weise mit dem Leben zu kämpfen. Ezra schafft schließlich den Sprung nach New York, muss dafür jedoch alle Bande zu seiner Familie kappen. In den ersten Jahren ist das für ihn kein Problem, doch irgendwann merkt er, dass er sich komplett von seinem Gefühlsleben verabschiedet und vergessen hat, was ihm im Leben einmal wichtig war. So einfach, wie er sich das gedacht hat, kann er sich von seiner jüdischen Identität nicht lösen. - Somekh gelingt eine spannende Coming-of-Age-Story, die einen Blick in die Welt einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde wirft und die Frage stellt, was es bedeutet, wenn man anders ist als der große Rest einer Gemeinschaft, in der man aufwächst. Man erlebt mit, wie Ezra langsam erwachsen wird und was es bedeutet, alle Brücken hinter sich abzubrechen. (Übers.: Anna Rottensteiner)

Anna Heinzle

Anna Heinzle

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Weitwinkel

Weitwinkel

Simone Somekh
Haymon (2019)

223 S.
fest geb.

MedienNr.: 597270
ISBN 978-3-7099-3447-0
9783709934470
ca. 22,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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