Lesereise Israel/Palästina
Gil Yaron ist 1973 in Haifa geboren, machte in Düsseldorf das Abitur und lebt heute als Nahostkorrespondent für verschiedene westliche Zeitungen wieder in Israel. In seinen Reportagen aus dem "bekanntesten Krisengebiet der Welt" macht er klar, dass
ein Besuch in Palästina "kein Wohlfühlurlaub, sondern eine schmale Gratwanderung zwischen Abenteuer und Erholungsreise, zwischen Orient und Okzident" ist. Und doch sei ein Besuch lohnenswert, da wenige Orte auf der Welt noch so unverfälscht und vor dem globalisierenden Effekt riesiger Touristenmassen bewahrt geblieben seien wie die Städte des Westjordanlands, in denen Menschen Fremde mit herzlicher Offenheit empfangen. Yaron berichtet von Gesprächen mit jungen Idealisten und alten Kämpfern noch gegen die britischen Mandatsherren vor 1948 ebenso anschaulich wie von der jahrhundertealten "heiligen Kakofonie" aus muslimischen Muezzin-Rufen, christlichen Glocken und jüdischen Widderhörnern, von Kleidermoden und Stadtansichten wie von der Renaissance von Jesu Alltagssprache bei den Maroniten. Bei allen Themen, ob es um Liebe, Alltag, Religion oder Familie geht, schwebt der ewige Zustand der Besatzung durch Israel über den Erzählungen und den Berichtern und macht dem Leser die besondere Situation der in Palästina Lebenden klar. - Für alle Neugierigen eine lesenswerte Lesereise. Auch für viele Büchereien sinnvoll.
Georg Bergmeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Lesereise Israel/Palästina
Gil Yaron
Picus-Verl. (2012)
130 S.
fest geb.