Reportage Indien
Das Buch enthält eine Sammlung von 12 Reportagen einer Journalistin der Süddeutschen Zeitung, die diesen Subkontinent seit 1999 auf zahllosen Reisen näher kennengelernt hat. In vielen tiefgründigen Gesprächen mit Angehörigen unterschiedlichster Kasten hat sie das Bild einer Nation skizziert, die durch die Verhaltensweisen ihrer Bewohner geprägt wird. Sie legt offen, wie die traditionellen Beerdigungsriten der Hindus in Varanasi eine gigantische Beschäftigungsmaschinerie am Leben erhalten. Oder sie zeigt auf, wie einfach es für begüterte Paare der industrialisierten Welt geworden ist, sich ein Wunsch-Baby zu bestellen, das dann von einer geeigneten Leihmutter bis zur Geburt ausgetragen wird. Die Autorin rüttelt ihre Leser wach mit Berichten über vergewaltigte Frauen, die jetzt langsam anfangen, sich gegen gesellschaftliche Zwänge zu wehren. Bei aller Tragik vergisst sie auch die humorvollen Aspekte im Leben nicht, wenn sie etwa vom steilen Aufstieg eines Omelett-Restaurants berichtet, das seine Berühmtheit einer kurzen Erwähnung im Lonely-Planet-Reiseführer zu verdanken hat. Entstanden ist ein wichtiges Buch für alle, die bereit sind, sich mit dem Leben der Bevölkerung eines Schwellenlandes auseinanderzusetzen.
Thomas Hübner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Reportage Indien
Karin Steinberger
Picus-Verl. (2017)
Picus Reportagen
131 S.
fest geb.