Schattenexistenz

In dieser Studie wird das Schicksal der vom NS-Regime verfolgten, in Wien untergetauchten Jüdinnen und Juden - insgesamt 1634 Menschen, darunter 57 Kinder und 109 Jugendliche - aufgezeigt, die versuchten, als "U-Boote" im Verborgenen und in der Illegalität Schattenexistenz dem Nazi-Terror zu entkommen. Anhand intensiver Gespräche und Interviews und gestützt auf behördliche wie private Dokumente untersucht die Autorin in dieser detailliert zusammengestellten Analyse nicht nur die beklemmende und bedrohliche Lage der im Untergrund Lebenden, sondern auch die Motive derer, die halfen - Nachbarn, Bekannte, Organisationen, z.B. Quäker, Erzbischöfliche Hilfestelle für nichtarische Katholiken, Schwedische Israelmission - und sich unter Gefahr für Leib und Leben gegen die Gestapo und die Wegschau-Mentalität im Großteil der Bevölkerung stellten. Diese Gleichgültigkeit wandelte sich nach dem Krieg zur Verdrängungsstrategie und Ignoranz, ja Hartherzigkeit gegenüber den Überlebenden und Helfern, während bei Tätern, Kollaborateuren sowie Denunzianten meist ein Auge zugedrückt wurde. Ungar-Klein schildert das Leben der Untergetauchten als eine kaum auszuhaltende physische und psychische Belastung - enge meist finstere Quartiere, fehlende medizinische Versorgung, angewiesen auf Essensspenden, keinerlei Kontakt zur Außenwelt, ständige Angst. Und nicht alle konnten sich retten; mehr als 430 "U-Boote" wurden enttarnt, deportiert und ermordet, ebenso wie auch oftmals ihre Helfer. Trotz wissenschaftlicher Arbeitsweise ist das Buch gut lesbar, erfordert jedoch historisches Interesse und Konzentration.

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Schattenexistenz

Schattenexistenz

Brigitte Ungar-Klein
Picus-Verl. (2019)

375 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 929372
ISBN 978-3-7117-2079-5
9783711720795
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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