Fast ein Wunder
Fabian, ein Journalist in einer Krise, hat den Auftrag, für ein Boulevardblatt über den Wienmarathon zu berichten. Er entdeckt einen sehr guten afrikanischen Läufer, der allerdings vor dem Ziel ausscheidet. Bei der Suche nach ihm stößt er auf einen Schwarzarbeitsskandal. In ihn ist Dörflinger verwickelt, ein Ministerialbeamter, der Sonia, einer Freundin Fabians, Steine in den Weg legt. Die alleinerziehende Mutter von Zwillingsmädchen hat ihn als selbstherrlichen Gegenpart bei einer Stellenbewerbung. Der Herausgeber des Boulevardblattes erleidet in seiner Urlaubswoche übelste Pannen, erfährt aber auch Zufriedenheit in einem Lebensstil ohne Sensationsjagd. Für den Läufer, einen Asylbewerber, hätte der Sieg alles bedeutet, seine Chance in Europa anzukommen und Fuß zu fassen. So ist er wieder zur qualvollen Untätigkeit verurteilt. Und dennoch löst diese Woche Dinge aus, die nach einem Jahr die Lebenssituationen aller vier Protagonisten ins Gute wenden. - Der Roman ist vielschichtig angelegt; über Fabian werden die Zusammenhänge ganz verschiedener Lebensentwürfe verknüpft. Der Autor streift das Zeitgeschehen, Lesererwartungen, Gewinnstreben und Fluchtmotive, die er aus den unterschiedlichen Perspektiven der Handelnden beleuchtet. Für alle Büchereien geeignet, gerade weil es nach den Monaten der Hilfe und Aufregung über Flüchtlinge still um dieses Thema geworden ist.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Fast ein Wunder
David Krems
Picus Verlag (2019)
350 Seiten
fest geb.