Alle sterben, auch die Löffelstöre

Die Leipziger Autorin erzählt in ihrem ersten Roman die ergreifende Geschichte einer besonderen Freundschaft: Die Geschichte von Paul und Skarlet, die gemeinsam in der ehemaligen DDR aufwachsen. Paul als Sohn einer alleinstehenden Mutter, Skarlet Alle sterben, auch die Löffelstöre als Tochter eines peniblen und kleinherzigen Beamten. Beide leiden im Kindergarten unter Tante Edeltraud, der strengen und linientreuen Erzieherin; doch anders als Skarlet, die immer unsichtbar bleiben möchte und sich anpasst, ist Paul schon als kleines Kind ein Nonkonformist mit einer sturen Verweigerungshaltung bei absurden Anweisungen, der die Kindergärtnerin nur mit ebenso unsinnigen Strafen beikommen kann. Nur dank Paul übersteht Skarlet diese Zeit der Repressalien unbeschadet. Ihre Freundschaft überdauert die unterschiedlichen Ausbildungswege und den Mauerfall, und sie ist auch stark genug, als beide andere Lebenspartner finden, denn eine Liebesgeschichte gab es zwischen ihnen nie. Mit nur 40 Jahren stirbt Paul nach einer langen, unheilbaren Krebserkrankung. Den gemeinsam geplanten Silvesterabend verbringt Skarlet mit Erinnerungen, denn sie soll Pauls Trauerrede halten. Das Eintauchen in die Vergangenheit bedeutet auch, sich der Trauer zu stellen und die gemeinsame Zeit als ein unauslöschliches Geschenk zu betrachten. Kathrin Aehnlich erzählt wundervoll zart und traurig zugleich, ein poetischer aber gleichzeitig handfester Text, der zu keiner Zeit ins Sentimentale oder gar Esoterische abdriftet und dennoch eine tiefe emotionale Bindung zwischen Buch und Leser herstellt. Allen Büchereien herzlich empfohlen.

Susanne Steufmehl

Susanne Steufmehl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Alle sterben, auch die Löffelstöre

Alle sterben, auch die Löffelstöre

Kathrin Aehnlich
Arche (2007)

249 S.
fest geb.

MedienNr.: 269683
ISBN 978-3-7160-2366-2
9783716023662
ca. 19,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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