Die Austern des Monsieur Balzac
In Balzacs epischem Werk nimmt das Essen einen großen Stellenwert ein. Die Art der Speisen und der Ort, wo sie verzehrt werden, gibt dem großartigen Erzähler Gelegenheit, die Personen und ihre gesellschaftliche Situation farbig zu skizzieren. Diesem Aspekt geht Anka Muhlstein nach und gelangt so zu einem ganz interessanten Zugang zum Verständnis des Lebemannes Balzac, der sich z.B. ein opulentes Mahl ins Gefängnis bringen ließ. Wichtig für Balzacs literarische Figuren wurde der Umstand, dass sich damals das Restaurant als neuer Ort des Speisens etablierte. Sein Gesamtwerk "Die menschliche Komödie" zeigt sich unter diesem Blickwinkel als "eine Sittenstudie anhand der Küche". Auch in der stilistischen Gestaltung bildet das Essen für Balzac ein wichtiges Element, weil er gerne Vergleiche mit Speisen bringt; so beschreibt er z.B. eine schöne Frau wie einen bunten Pfirsich oder denkt bei ihrem Anblick an eine Tortenpyramide. Anka Muhlsteins Buch versteht sich als eine Einladung, Balzac und seine Welt auf neuem Wege zu entdecken.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Austern des Monsieur Balzac
Anka Muhlstein
Arche (2011)
Arche Paradies
188 S. : Kt.
fest geb.