Mein Bruder, mein Herz
Drei Jahre nach dem ungeklärten Verschwinden ihrer Eltern reist Stephan zurück in sein abgelegenes Heimatdorf im Schwarzwald, um seinen mittlerweile volljährigen Bruder Benno zu besuchen. Bereits bei seiner Ankunft empfindet er ein Gefühl der Beklommenheit und Schuld, das sich auch körperlich in den ersten Anzeichen einer Grippe manifestiert. Auf den ersten Blick scheint Benno, der seit früher Kindheit unter chronischen Schmerzen leidet, erwachsen geworden zu sein, während die Landschaft bis auf die durch den fortgeschrittenen Klimawandel hervorgerufenen Schäden unverändert wirkt. Doch je mehr Zeit Stephan in seinem Elternhaus verbringt, desto stärker umfängt ihn die Natur, treiben ihn seine fiebrigen Halluzinationen an die Grenze seines Verstands und verhärtet sich sein Verdacht, dass Benno ihre Eltern vor drei Jahren getötet hat. - Während sich Stephans Zustand zunehmend verschlechtert, kehrt sich die komplexe Beziehung der beiden Brüder ins Gegenteil, begleitet und befördert von der beinahe mystischen Natur des dystopischen Schwarzwalds. Ein intensiver, anspruchsvoller Roman, der die Leser ebenso wie den Protagonisten in eine scheinbar parallele Wirklichkeit führt.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Mein Bruder, mein Herz
Jochen Veit
Arche (2019)
185 Seiten
fest geb.